Publié le 12 mai 2024

Entgegen der landläufigen Meinung ist nicht die hohe Volatilität das Hauptproblem bei Schwellenländer-Investments, sondern das Fehlen einer disziplinierten Strategie, um sie zu nutzen.

  • Langfristige Mehrrenditen entstehen erst durch antizyklisches Handeln in Krisenphasen, nicht durch passives Abwarten.
  • Ein starres Festhalten an breiten Indizes ignoriert massive regionale Unterschiede und die Dynamik sogenannter Strukturbrüche.

Empfehlung: Der Schlüssel liegt in einem systematischen Portfolio-Aufbau (Core-Satellite) und einem regelbasierten Rebalancing, das Emotionen aus dem Entscheidungsprozess eliminiert und Volatilität zur Chance macht.

Die Diskussion um Investitionen in Schwellenländern ist oft von einem zentralen Paradox geprägt: Auf der einen Seite locken überdurchschnittliche Wachstumsraten und eine dynamische Demografie, auf der anderen Seite schrecken politische Instabilität und hohe Marktschwankungen ab. Viele Anleger, die vom Potenzial Asiens, Lateinamerikas oder Afrikas gehört haben, fühlen sich hin- und hergerissen. Die Angst, im falschen Moment einzusteigen oder in einer Panikphase alles zu verlieren, lähmt die Entscheidungsfindung und führt oft dazu, dass die Chancen ungenutzt bleiben.

Die üblichen Ratschläge erschöpfen sich schnell. Man hört von der Notwendigkeit der Diversifikation, von langfristigem Denken und dem einfachen Kauf eines breiten MSCI Emerging Markets ETF. Doch diese Standardantworten greifen zu kurz. Sie erklären nicht, warum so viele Anleger trotz des langfristigen Potenzials unter dem Strich enttäuschende Ergebnisse erzielen. Sie ignorieren die Tatsache, dass die wahre Rendite in diesen Märkten nicht durch passives Abwarten, sondern durch aktives Management von Volatilität entsteht.

Was wäre, wenn die hohe Volatilität nicht das Problem, sondern ein Teil der Lösung wäre? Dieser Artikel bricht mit der konventionellen Sichtweise. Er zeigt auf, dass der Schlüssel zum Erfolg nicht darin liegt, die Volatilität zu fürchten, sondern sie als Mechanismus zur Generierung von Alpha zu verstehen und systematisch zu nutzen. Es geht um eine Prozessdisziplin, die Emotionen ersetzt und es ermöglicht, die strukturellen Ineffizienzen dieser Märkte gezielt auszunutzen. Wir werden eine Blaupause für den Aufbau eines robusten EM-Portfolios entwickeln, die Psychologie hinter typischen Anlegerfehlern analysieren und aufzeigen, wie Sie die globalen Machtverschiebungen für sich arbeiten lassen.

Dieser Leitfaden ist in mehrere strategische Abschnitte unterteilt. Jeder Teil baut auf dem vorherigen auf, um Ihnen ein umfassendes Verständnis und eine klare Handlungsperspektive für Ihre Investments in den dynamischsten Wirtschaftsregionen der Welt zu geben.

Warum liefern Emerging Markets langfristig 3-4% Mehrrendite trotz doppelter Volatilität?

Die fundamentale Anziehungskraft von Schwellenländern lässt sich auf eine einfache Formel bringen: höheres Wachstumspotenzial im Austausch für höheres Risiko. Dieses höhere Risiko manifestiert sich in einer Volatilität, die oft doppelt so hoch ist wie die von etablierten Märkten. Doch die entscheidende Frage ist, ob dieses Risiko adäquat kompensiert wird. Langfristige Daten und Prognosen deuten darauf hin, dass disziplinierte Anleger eine sogenannte „Ineffizienz-Prämie“ ernten können. Diese Prämie entsteht nicht nur aus dem Wirtschaftswachstum, sondern auch aus Informationsasymmetrien und irrationalen Marktstimmungen, die zu Fehlbewertungen führen.

Prognosen untermauern dieses Potenzial eindrucksvoll. So geht beispielsweise Metzler Asset Management von einer Prognose von 8,7% jährlicher Rendite in den kommenden zehn Jahren für Schwellenländer-Aktien aus, verglichen mit lediglich 2,7% für US-Aktien. Dieser Renditevorsprung ist die Kompensation für die Übernahme von Währungs-, Politik- und Liquiditätsrisiken.

Allerdings ist diese Mehrrendite kein Selbstläufer, wie die jüngere Vergangenheit zeigt. Ausgerechnet in den letzten 10-15 Jahren, in denen das Marketing für EM-Produkte am stärksten war, blieb die Performance oft hinter den Erwartungen zurück. So erzielte ein breiter EM-ETF zwischen 2012 und 2022 mit 4,94% p.a. nur die halbe Rendite des MSCI World. Dies verdeutlicht, dass der Anlageerfolg stark vom Einstiegszeitpunkt und der Fähigkeit abhängt, die Zyklen der Volatilität auszuhalten und für sich zu nutzen, anstatt ihnen zum Opfer zu fallen. Die langfristige Prämie existiert, aber sie muss durch eine klare Strategie aktiv verdient werden.

Wie Sie ein EM-Portfolio in 5 Stufen aufbauen, vom stabilen Core bis zum High-Risk-Satellite

Ein erfolgreiches Engagement in Schwellenländern erfordert mehr als den Kauf eines einzelnen, breiten ETF. Ein strukturierter Ansatz, der verschiedene Risiko- und Renditequellen kombiniert, ist der Schlüssel zur Maximierung der Chancen bei gleichzeitiger Kontrolle der Volatilität. Das Core-Satellite-Modell bietet hierfür den idealen Rahmen. Der „Core“ (Kern) besteht aus einem breit diversifizierten, liquiden Basisinvestment, während die „Satellites“ (Satelliten) gezielte Wetten auf spezifische Regionen, Länder oder Themen ermöglichen.

Der Aufbau eines solchen Portfolios lässt sich in fünf logische Stufen unterteilen. Dieser Prozess zwingt zur Auseinandersetzung mit der eigenen Risikotoleranz und schafft eine disziplinierte Basis für antizyklisches Handeln. Die untenstehende Pyramide visualisiert diesen schrittweisen Aufbau von einer stabilen Basis hin zu spezialisierten, risikoreicheren Engagements an der Spitze.

Visuelle Darstellung eines Emerging Markets Portfolio-Aufbaus in Pyramidenstruktur

Diese Struktur ermöglicht es, das Fundament des Portfolios stabil zu halten, während man mit den Satelliten flexibel auf neue Strukturbrüche und Chancen reagieren kann. Die Gewichtung zwischen Core und Satelliten ist dabei eine individuelle Entscheidung, die von der Markteinschätzung und dem persönlichen Risikoprofil abhängt. Die folgende Liste dient als praktischer Leitfaden für diesen Aufbau.

  1. Stufe 1 – Core-Investment: Als Fundament dient ein breit gestreuter ETF auf einen etablierten Index wie den MSCI Emerging Markets (IMI) oder FTSE Emerging Markets. Er bildet die Basisliquidität und -diversifikation.
  2. Stufe 2 – Korrelationsanalyse: Verstehen Sie die Wechselwirkungen. Der MSCI World und MSCI Emerging Markets weisen eine historische Korrelation von ca. 0,74 auf. Sie bewegen sich also tendenziell in die gleiche Richtung, aber nicht im Gleichschritt. Dieses Wissen ist essenziell für die Risikooptimierung.
  3. Stufe 3 – Gewichtung festlegen: Definieren Sie den strategischen Anteil der Schwellenländer im Gesamtportfolio. Expertenempfehlungen reichen von 10% (einfach über einen globalen ACWI-ETF) bis zu einer bewussten Übergewichtung von 25-30% in einem 70/30-Portfolio.
  4. Stufe 4 – Rebalancing: Führen Sie mindestens einmal jährlich das Portfolio auf die gewählte Zielgewichtung zurück. Das bedeutet, in schwachen Phasen EM-Anteile zuzukaufen (antizyklisch) und in starken Phasen Gewinne mitzunehmen. Dies ist der Kern der Prozessdisziplin.
  5. Stufe 5 – Satelliten hinzufügen: Ergänzen Sie den Kern um gezielte Investments. Das können ETFs auf spezifische Regionen (z.B. Asien ex-China), Länder (z.B. Indien, Brasilien) oder Themen (z.B. EM-Fintech) sein, um von besonderen Wachstumstrends zu profitieren.

Asien, Lateinamerika oder Afrika: Welche Region bietet bis 2035 das beste Risiko-Rendite-Profil?

Die pauschale Betrachtung der „Emerging Markets“ wird der Realität längst nicht mehr gerecht. Die Entwicklungen innerhalb dieser Ländergruppe sind extrem heterogen. Während einige Nationen zu technologischen Vorreitern aufsteigen, kämpfen andere mit politischer Instabilität und Rohstoffabhängigkeit. Für strategische Investoren ist die regionale Allokation daher mindestens so wichtig wie die Entscheidung für Schwellenländer an sich. Der Blick in die Zukunft zeigt eine massive Machtverschiebung: Laut IWF-Prognosen könnten bis 2035 rund 60% des globalen BIP aus Schwellenländern stammen, verglichen mit etwa 40% heute. Doch wo wird dieses Wachstum primär stattfinden?

Jede große Region hat ihre eigenen, unverwechselbaren Merkmale, Treiber und Risiken. Asien wird von der Technologie und einer riesigen Konsumentenbasis angetrieben, Lateinamerika ist stark von Rohstoffpreisen abhängig, und die Region Afrika/Nahost profitiert von demografischen Trends und einer zunehmenden wirtschaftlichen Öffnung.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Merkmale und Sektoren der drei primären EM-Regionen, um eine fundierte Entscheidung für die Allokation der „Satelliten“-Investments zu ermöglichen.

Regionaler Vergleich der Emerging Markets
Region Top-Länder im Index Hauptsektoren Besondere Merkmale
Asien China, Taiwan, Indien, Südkorea Informationstechnologie (25%), Finanzwerte Indien hat China als bevölkerungsreichstes Land abgelöst und zeigt enormes Wachstumspotenzial.
Lateinamerika Brasilien, Mexiko Rohstoffe, Konsumgüter Profiteur von Re-Shoring-Trends und steigenden Rohstoffpreisen; politisch oft volatil.
Afrika/Nahost Saudi-Arabien, VAE, Ägypten Energie, Finanzdienstleistungen Die BRICS-Plus-Erweiterung erhöht das globale Gewicht der Region; hohes demografisches Wachstum.

Die Wahl der richtigen Region hängt stark von der individuellen Strategie ab. Ein technologie-affiner Investor könnte Asien übergewichten, während ein auf Rohstoffzyklen setzender Anleger eher Chancen in Lateinamerika sieht. Eine diversifizierte Strategie könnte Anteile aller drei Regionen als Satelliten halten, um von unterschiedlichen Konjunkturzyklen zu profitieren. Wichtig ist, diese Entscheidungen bewusst zu treffen und nicht der passiven Indexgewichtung zu überlassen, die oft von wenigen großen Ländern dominiert wird.

Warum verlieren 60% der EM-Investoren Geld, weil sie in Panikphasen nicht verkaufen können?

Die größte Gefahr für Anleger in Schwellenländern ist nicht die Volatilität selbst, sondern die eigene psychologische Reaktion darauf. Die hohen Schwankungen führen zu emotionalen Extremen – Gier in Haussephasen und Panik in Baissephasen. Studien zum Anlegerverhalten zeigen immer wieder, dass der durchschnittliche Investor deutlich schlechter abschneidet als der Markt, den er zu timen versucht. Er kauft zu teuer auf dem Höhepunkt der Euphorie und verkauft zu billig auf dem Tiefpunkt der Panik. Dieses prozyklische Verhalten zerstört systematisch Rendite.

Die Performance-Lücke ist real und schmerzhaft. So schnitt der MSCI Emerging Markets Index in den zehn Jahren bis 2023 rund 130 Prozentpunkte schlechter ab als der MSCI World Index für Industrieländer. Diese Phasen der Underperformance stellen die Geduld der Anleger auf eine harte Probe und verleiten zu emotionalen Kurzschlussreaktionen. Wie Ali Masarwah vom Digital Leaders Fund treffend bemerkt:

Die Performance von Emerging Markets war in diesem Jahrtausend wechselhaft. Ausgerechnet in den vergangenen 15 Jahren, als das Marketing-Trommelfeuer besonders stark war, haben Schwellenländer eine überwiegend schwache Aktien-Performance gezeigt.

– Ali Masarwah, The Digital Leaders Fund

Der Schlüssel zur Vermeidung dieser Verluste liegt in der bereits erwähnten Prozessdisziplin. Statt auf das Bauchgefühl zu hören, müssen Anleger einem vordefinierten, regelbasierten System folgen. Antizyklisches Rebalancing ist hier das mächtigste Werkzeug: Es zwingt den Investor, Anteile des schlechter gelaufenen Portfolioteils (in diesem Fall die EM-Aktien) zu kaufen und Anteile des besser gelaufenen Teils zu verkaufen. Man handelt also genau entgegengesetzt zur eigenen Angst oder Gier.

Aktionsplan: Audit Ihrer EM-Krisenfestigkeit

  1. Punkte de contact (Stresspunkte): Listen Sie alle Kanäle auf, über die Sie Marktnachrichten und Portfolio-Updates erhalten (News-Apps, Broker-Login, TV). Identifizieren Sie die emotionalsten Auslöser.
  2. Collecte (Bestandsaufnahme): Überprüfen Sie Ihre Transaktionshistorie der letzten 5 Jahre. Wo haben Sie in fallenden Märkten verkauft oder in stark steigenden Märkten überproportional gekauft? Seien Sie ehrlich.
  3. Cohérence (Strategie-Check): Konfrontieren Sie diese emotionalen Trades mit Ihrer ursprünglich definierten Anlagestrategie (z.B. 70/30-Portfolio). Wo gab es Abweichungen?
  4. Mémorabilité/émotion (Verhaltensmuster-Analyse): Erkennen Sie wiederkehrende Muster. Verkaufen Sie immer nach einem Minus von 15%? Kaufen Sie immer, wenn die Schlagzeilen euphorisch sind?
  5. Plan d’intégration (Regelwerk erstellen): Definieren Sie ein festes Regelwerk für die Zukunft. Beispiel: „Ich rebalance mein Portfolio immer am 1. Januar, egal wie die Marktlage ist.“ oder „Ich ignoriere alle Nachrichten, die sich auf Tagesbewegungen beziehen.“

Wann in Frontier Markets investieren: Früh genug für Alpha, spät genug für Stabilität?

Jenseits der etablierten Schwellenländer wie China oder Brasilien gibt es eine weitere, noch riskantere und potenziell lukrativere Anlageklasse: die Frontier Markets (Grenzmärkte). Dies sind Volkswirtschaften, die sich in einem noch früheren Entwicklungsstadium befinden, wie beispielsweise Vietnam, Kenia, Bangladesch oder Nigeria. Sie zeichnen sich oft durch eine junge, wachsende Bevölkerung, einen aufkeimenden Binnenkonsum und ein enormes Aufholpotenzial aus. Gleichzeitig sind die Risiken – politische Instabilität, geringe Liquidität, Währungsschwankungen und mangelnde Transparenz – ungleich höher.

Frontier Markets stellen die Speerspitze der globalen Wachstumsgeschichte dar. Sie machen laut Daten von MSCI derzeit nur etwa 1% des Weltaktienmarktes aus und werden von vielen institutionellen Investoren noch vernachlässigt. Genau darin liegt ihre Chance: Da diese Märkte noch nicht „entdeckt“ und analysiert sind, bieten sie ein hohes Potenzial für Alpha, also eine marktunabhängige Überrendite. Sie weisen zudem oft eine geringe Korrelation zu den globalen Aktienmärkten auf, was einen Diversifikationseffekt im Portfolio haben kann.

Die entscheidende Frage ist das Timing. Wann ist ein Markt „reif“ genug für ein Investment? Ein zu früher Einstieg kann bedeuten, jahrelang in einem illiquiden, stagnierenden Markt gefangen zu sein. Ein zu später Einstieg, nachdem der Markt bereits von MSCI zum Emerging Market hochgestuft wurde, bedeutet, dass ein Großteil der anfänglichen Rendite bereits von anderen realisiert wurde. Der ideale Zeitpunkt liegt in der Phase, in der sich politische und wirtschaftliche Stabilität abzeichnet, die Kapitalmärkte sich öffnen, aber die breite Masse der Investoren noch zögert. Ein Investment in Frontier Markets ist somit eine hochspezialisierte Satelliten-Strategie, die nur für sehr risikotolerante Anleger mit einem langen Anlagehorizont und in sehr geringer Dosierung (z.B. 1-3% des Portfolios) geeignet ist.

Wie Sie Mobile-Banking-Zugänge in 4 Phasen für unbankierte Regionen schaffen

Ein zentraler Wachstumstreiber in Schwellen- und Grenzmärkten ist die digitale Transformation, insbesondere im Finanzsektor. Hunderte Millionen Menschen haben keinen Zugang zu traditionellen Bankdienstleistungen, besitzen aber ein Mobiltelefon. Dieser Strukturbruch eröffnet massive Investmentchancen in FinTech-Unternehmen, die Mobile-Banking-Lösungen für diese « unbanked » Bevölkerungsgruppen anbieten. Der Aufbau eines solchen Ökosystems folgt typischerweise einem vierstufigen Prozess, der von der grundlegenden Infrastruktur bis hin zu komplexen Finanzprodukten reicht.

Die visuelle Darstellung unten symbolisiert diese Entwicklung – vom rauen Fundament der Basisinfrastruktur über die ersten digitalen Plattformen bis hin zu einem vernetzten, serviceorientierten Ökosystem, das tief in den Alltag der Menschen integriert ist.

Vier-Phasen-Modell für Mobile Banking in Schwellenländern

Für Investoren bedeutet das, die Unternehmen zu identifizieren, die in der jeweiligen Phase die kritischen Probleme lösen. In den Top-Sektoren des MSCI Emerging Markets Index nehmen Finanzdienstleistungen (ca. 24%) und Informationstechnologie (ca. 24%) bereits die führenden Positionen ein, was die enorme Bedeutung dieses Wandels unterstreicht. Die vier Phasen sind:

  1. Phase 1: Infrastruktur & Agenten-Netzwerk. Die Basis bilden Mobilfunkmasten und ein physisches Netzwerk von lokalen Agenten (oft kleine Ladenbesitzer), bei denen Nutzer Bargeld in digitales Geld umtauschen und umgekehrt können.
  2. Phase 2: Plattform & Basis-Transaktionen. Auf dieser Infrastruktur werden einfache Dienste via USSD (textbasierte Menüs) oder simple Apps eingeführt. Die Kernfunktion ist der Geldtransfer von Person zu Person (P2P).
  3. Phase 3: Service-Erweiterung. Sobald die Nutzerbasis existiert, wird das Angebot erweitert. Typische neue Dienste sind die Bezahlung von Rechnungen (Strom, Wasser), der Kauf von Mobilfunkguthaben und die Vergabe von Mikrokrediten basierend auf der Transaktionshistorie.
  4. Phase 4: Ökosystem-Integration. In der reifsten Phase wird die Mobile-Money-Plattform zum zentralen Hub für das tägliche Leben. Sie wird mit E-Commerce-Plattformen, Versicherungsanbietern, staatlichen Dienstleistungen und Lieferdiensten verknüpft und schafft so ein umfassendes digitales Ökosystem.

Warum könnte der US-Dollar bis 2030 ein Viertel seiner Dominanz verlieren?

Seit Jahrzehnten ist der US-Dollar die unangefochtene Leitwährung der Welt. Diese Dominanz verleiht den USA enorme wirtschaftliche und politische Macht. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass diese Ära zu Ende gehen könnte. Der wachsende wirtschaftliche Einfluss der Schwellenländer ist einer der Hauptgründe für diese potenzielle Machtverschiebung. Schwellen- und Entwicklungsländer machen laut Daten des IWF bereits 59% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (kaufkraftbereinigt) aus – Tendenz stark steigend. Je größer ihr Anteil an der Weltwirtschaft, desto lauter wird der Ruf nach einer multipolaren Währungsordnung.

Länder wie China und Russland treiben aktiv die Entdollarisierung voran, indem sie den Handel in ihren eigenen Währungen abwickeln. Die Erweiterung der BRICS-Staatengruppe um wichtige Ölförderländer wie Saudi-Arabien und die VAE könnte diesen Trend weiter beschleunigen. Wenn ein signifikanter Teil des globalen Energiehandels nicht mehr in Dollar abgewickelt wird, untergräbt das eine der wichtigsten Säulen seiner Vormachtstellung.

Auch die Geldpolitik der USA trägt zur potenziellen Schwächung bei. Die hohen Staatsschulden und die aggressive Nutzung von Finanzsanktionen veranlassen immer mehr Länder, ihre Währungsreserven zu diversifizieren und Alternativen zum Dollar zu suchen. Das Skilling Research Team fasst die kurzfristige Perspektive zusammen:

Da der Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve sich seinem Ende nähert, könnte der Dollar etwas von seiner Dynamik verlieren. Dies könnte zu einer relativen Aufwertung der Währungen der Schwellenländer führen.

– Skilling Research Team, Schwellenländer im Jahr 2024: Risiken und Chancen

Ein schwächerer Dollar wäre ein massiver Rückenwind für Investments in Schwellenländern. Zum einen werden in Dollar aufgenommene Schulden für diese Länder günstiger. Zum anderen führt eine Aufwertung der lokalen Währungen gegenüber dem Dollar zu direkten Kursgewinnen für Euro- oder Franken-Investoren. Auch wenn ein plötzlicher Kollaps des Dollars unwahrscheinlich ist, deutet vieles auf einen schleichenden, aber stetigen Bedeutungsverlust hin. Dieser Trend ist eine der wichtigsten strategischen Überlegungen für globale Investoren im kommenden Jahrzehnt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die hohe Volatilität der Schwellenländer ist keine reine Bedrohung, sondern eine Chance für disziplinierte Anleger, durch antizyklisches Rebalancing Alpha zu generieren.
  • Ein starrer Fokus auf breite Indizes ist suboptimal. Ein Core-Satellite-Ansatz ermöglicht eine bessere Steuerung und die Nutzung spezifischer regionaler Chancen.
  • Langfristige geopolitische und makroökonomische Trends, wie die schleichende Entdollarisierung, wirken als starker struktureller Rückenwind für Investments in Emerging Markets.

Wie Sie Impact-Investments tätigen, die messbare soziale Wirkung UND Marktrendite liefern

In einer Welt, die mit drängenden sozialen und ökologischen Herausforderungen konfrontiert ist, suchen immer mehr Anleger nach Möglichkeiten, mit ihrem Kapital nicht nur eine finanzielle Rendite, sondern auch einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Schwellenländer bieten hierfür ein besonders fruchtbares Feld. Themen wie finanzielle Inklusion, Zugang zu sauberem Wasser, erneuerbare Energien und Bildung sind hier keine Nischenthemen, sondern zentrale wirtschaftliche und soziale Entwicklungsfelder. Impact Investing zielt darauf ab, in Unternehmen und Projekte zu investieren, die genau in diesen Bereichen tätig sind.

Der entscheidende Unterschied zum reinen Spenden oder traditionellen ESG-Filtern ist der Anspruch, eine messbare soziale oder ökologische Wirkung neben einer marktüblichen finanziellen Rendite zu erzielen. Es geht nicht darum, auf Rendite zu verzichten, sondern sie durch die Lösung realer Probleme zu generieren. Die wachsende Mittelschicht und die junge Bevölkerungsstruktur in vielen Schwellenländern schaffen eine hohe Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen und Geschäftsmodellen.

Fallstudie: Der iShares MSCI EM SRI ETF

Ein konkretes Beispiel für einen an ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) ausgerichteten Ansatz ist der iShares MSCI EM SRI ETF von BlackRock. Dieser ETF investiert nicht einfach breit in den Markt, sondern selektiert gezielt jene Unternehmen aus dem MSCI Emerging Markets Index, die im Vergleich zu ihrer Branche die besten ESG-Ratings aufweisen. Dabei werden kontroverse Branchen wie Tabak, Alkohol, Waffen oder fossile Brennstoffe konsequent ausgeschlossen. Dieser Ansatz ermöglicht es Anlegern, am Wachstum der Schwellenländer zu partizipieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass ihr Kapital in Unternehmen mit höheren Nachhaltigkeitsstandards fließt.

Ein Engagement in Impact Investing in Schwellenländern kann über spezialisierte Fonds, ETFs oder auch Direktbeteiligungen erfolgen. Wichtig ist es, auf transparente Wirkungs-Reportings zu achten, die klar aufzeigen, welcher soziale oder ökologische Mehrwert durch das Investment geschaffen wird. So wird aus einer reinen Finanzanlage ein aktiver Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigeren globalen Wirtschaft.

Beginnen Sie damit, Ihre Portfoliostrategie zu überprüfen und bewerten Sie, wie Sie durch gezielte, disziplinierte Investments in Schwellenländer nicht nur finanzielle, sondern auch messbare soziale Renditen erzielen können.

Rédigé par Thomas Weber, Thomas Weber ist Finanzstratege und ESG-Spezialist mit 16 Jahren Erfahrung in nachhaltigem Investmentmanagement. Er ist derzeit Senior Portfolio Manager für Impact-Fonds bei einer europäischen Asset-Management-Gesellschaft und hält die CFA- sowie die Certified ESG Analyst-Zertifizierung.